Theorie

Hier bekommt man einen ersten Eindruck von der reichen Produktionsgeschichte und Diskusionskultur um das – nennen wir es der Einfachheit halber – Hör-Kunstwerk herum. Das hat natürlich erst einmal mit dem Medium Rundfunk selbst zu tun und mit seiner Geschichte, bzw. den Mitteln des Sende- und Produktionsbetriebes. Aber was wäre ein über – lange Zeit – erfolgreiches Medium ohne sein künstlerisches Umfeld. Und – na klar – die Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Kritikern, Kommunikationswissenschaftlern, Medientheoretikern und Radiomachern zeitigte so manche Formästhetik, neue Kunstgattung und Erzählstrategie.

 

Darüber und zum Weiterführen des Medien-Kunst-Diskurses halten Bibliotheken meterlange Reihen lesenswerter Analysen, Rezensionen, Geschichtsbücher und Lehrbücher vor. Wir empfehlen den Besuch!
Wir bieten hier eine kleine Auswahl aus Texten, die 2000 eigens für den Erstart der hoerspielbox geschrieben und solchen, die seither in verschiedenen Fachzeitschriften publiziert wurden. Da wir Sie auf der Website nicht mit Bildschirm-Textwänden erschlagen wollen, liegen unsere Texte als pdf zum Download bereit und Sie sehen hier allein den Beginn der jeweiligen Texte. Statt des Herunterladens können Sie auch alle Texte bequem im Reader Ihres Browsers darstellen und lesen.

 

Sollte ein Autor oder eine Autorin mit einem eigenen Text unser grobes hoerspielbox-Kompendium ergänzen wollen, so bitte über die E-Postadresse a.a.O. melden. Und jetzt los. Wir wünschen gute Unterhaltung mit:

 

Radiokunst – Hör!Spiel! – Das Radio als Bühne oder: Die Kunst des Radios.


von Andreas Hagelüken

 

I Geschichte
II Neue Medien
III Perspektiven

 

Die „Kunst des Radios“, das zeigt sich gegenwärtig wieder ganz besonders deutlich, ist zweierlei: einmal ist es die originäre Hörkunst, die der Apparat im Laufe seiner Geschichte hervorgebracht und kultiviert hat. Davon wird im Folgenden Text mit Blick auf Geschichte und Perspektiven des Rundfunks die Rede sein. Andererseits ist es immer auch die durch technischen und gesellschaftlichen Wandel stets geforderte Anpassungsfähigkeit des Apparates an die Bedürfnisse seiner „Empfänger“ und trefflicher mit der Formel einer Kunst des Radiomachens bezeichnet. Ob der Radioapparat in seiner bestehenden Struktur und Organisation den derzeitigen Paradigmenwechsel in der Mediennutzung meistert, hängt zunehmend von der Frage ab, welche „Massen“ er als ehemaliges Massenmedium noch wird erreichen können und bedienen wollen.

 

Doch von vorne:

 

I Geschichtliches
Am Anfang war eine neue Übertragungstechnik und …

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Vortrag beim Symposion „50 Jahre Musique concrète“


INVENTIONEN ’98 – 24. bis 26. September 1998
von Manfred Mixner

 

Meine Damen und Herren, mein kurzes Referat zum Thema „Bewußtseinsklänge oder Der Ort des Radios“ ist der Versuch, aus unmittelbaren Erfahrungen eine flüchtige phänomenologische Skizze einiger Aspekte der Geschichte des Radios zu zeichnen, in Umrisslinien anzudeuten, wie die Vermischung von endogener und exogener Beobachtung des Phänomens Radio eine nicht-normative ästhetische Theorie und Praxis des Radios ermöglicht, das freilich um den Preis einer Fragmentarisierung des pragmatischen Wirklichkeitsbezugs.
Im Berliner „Haus des Rundfunks“, in den Redaktionsräumen, in den Korridoren, in den Studios, auf den Regieplätzen, im großen Sendesaal oder im Lichthof, seltener in den Sitzungssälen, hat man gedankenlos die Gewissheit, hier sei der Ort des Radios, hier finde es statt, hier werde es gemacht. Im Sendestudio vor dem Mikrophon sitzend und redend, etwas vorlesend oder erzählend, eine Produktion ansagend, einleitend, auch beim Abspielen eines Tonträgers, findet das Radio sein simples Hier und Jetzt. Wenn sich da manchmal für wenige Sekunden der inneren Abwesenheit der Blick der Fremde und Befremdung einstellt, frage ich mich, wo es denn nun sei, das Radio, und was es sei, woher es komme und worin es bestehe. Was sichtbar ist, das sind seltsame Einrichtungsgegenstände und Gerätschaften, und was hörbar wird, das hat der in Karlsruhe am ZKM arbeitende Komponist Johannes Goebel einmal als den Wechsel von dicker und dünner Luft bezeichnet, es ist nicht greifbar, und es hat keine Dauer, es ist nichts. In das folgende Nachdenken über die Geschichte des Radios, über die Programmentwicklung und über die ästhetischen Potentiale des Radios mischen sich Erinnerungen an die Zeit vor der Selbstverständlichkeit des Mediums. …

 

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Internationale Radiokunst


von Manfred Mixner

 

Was ist Radiokunst? – Bei öffentlichen Aufführungen von neuen Radiokunst-Produktionen, in Gesprächen mit Hörern nach unseren Sendungen, bei Seminaren und Symposien und in Diskussionen mit Autoren, Komponisten und Wissenschaftlern wird immer wieder diese Frage gestellt.
Hier ein kleiner Versuch der Klärung, mit dem wir zugleich eine Art Programmatik für unsere Sendereihe INTERNATIONALE RADIOKUNST skizzieren wollen.
In den Sechzigerjahren prägte der Medienwissenschaftler Friedrich Knilli den Begriff des Schallspiels, um der traditionellen Hörspieldramaturgie (dem Hörspiel als Spiel auf einer inneren Bühne) ein modernes Konzept radiophoner Kunst entgegenzustellen.
In den Siebzigerjahren setzte sich der Begriff Neues Hörspiel durch …

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Sound Art discourse in England


Dr. Kersten Glandien
for Ars Acustica – EBU plenary meeting, BBC 13.12.2001

 

For 10 years now I have worked as a sound and radio art specialist in London. When I first arrived here and looked around in this field, I could not detect anything obvious – no sound art galleries or sound art venues to attract artists or public, no radio programs dedicated to this subject, no written articles in magazines or news papers. So I decided to dig a little deeper. After intensive searches I discovered artists working in sound art and even came across some obscure events. I made contact with them and reported about their work on German radio. I organised two radio art concert series and a symposium at the Goethe Institut London. I started to teach the subject at British and American universities. I collaborated with an independent English radio station. I wrote a theoretical essay on the international situation of radio art for an English academic publication and invited German radio art producers and sound artists to Britain to talk about their work. I also had my brushes with the BBC – to little effect. Over the last 10 years the situation of radio and sound art changed in this country. There are now things to talk about.
So it was with pleasure I accepted this invitation to address this plenary meeting and give you an outsider’s view on the current state of radio- and sound art in England.
Reviewing the situation of sound art and radio art in Britain at this time, one thing becomes apparent: much as the situation has changed – radio- and sound art still have one important thing in common – both exist without a discourse.
What does this mean? …

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Facetten des Hörspiels


von Dr. Lutz Volke

 

Eigentlich kann man nicht sagen, dass es DAS Hörspiel gibt und somit dann auch nicht DIE Dramaturgie des Hörspiels. Es gibt eine Unmenge von Hörspielen.

 

Wenn man will, kann man sie in Schubfächer einordnen, kann zwischen dramatischen, epischen oder lyrischen Hörspielen unterscheiden, kann vom literarischen, dokumentarischen, vom Originalton-Hörspiel, von der inneren Bühne sprechen, vom alten, vom Neuen Hörspiel, vom experimentellen, vom Schall- oder Klangspiel, von akustischen Collagen. Bis hin zum Pop-Hörspiel. Alle diese Bezeichnungen hat es in der bald 80-jährigen Geschichte des Hörspiels schon gegeben.

 

Was will das besagen?
Die Form des Hörspiels lässt sich nicht festmachen. Sie ist nach allen Seiten hin offen. Das akustische Medium gestattet unerhörte Freiheiten. „Alles ist möglich. Alles ist erlaubt.“ (Helmut Heißenbüttel im „Horoskop des Hörspiels“)
Obwohl alles möglich ist, funktioniert nicht alles und die Mittel lassen sich nicht beliebig einsetzen. …

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Über die Materialien des Hörspiels


von Andreas Hagelüken

 

Bildbeschreibung:
Mit einem Quietschen geht eine Tür auf, einige Schritte und ein Husten. Der Raum klingt nach einem hohen Altbaudurchgang.
[Hören Sie!?]
Die Schritte kommen näher und verschwinden wieder durch eine Tür die nicht minder quietsch. Die zuletzt ins Schloss gefallene Tür in der Nähe des Hörenden wird geöffnet, leise Schritte durcheilen den Raum bis zur entfernteren Tür und verschwinden durch sie. Eine Stimme recht nah, als telefonierte sie. Sie setzt sich in Bewegung, erneut Schritte, die sich erst entfernen, dann jedoch den Hörer in einen anderen, belebteren Raum bringen. Stimmen. Ein Zug oder eine U-Bahn fährt ab, akustische Signale, Lautsprecherdurchsagen, erneut das Quietschen der Tür und aus dem Hintergrund der Klanglandschaft, die zwar dicht aber noch immer geordnet erscheint, schält sich aus einem Loop eine musikalische Struktur heraus.

 

So eröffnet der tschechische Komponist Jaroslav Korán seine 20 Minütige Radiokomposition „Der diskrete Charme der tschechischen Eisenbahn“. Im Weiteren Verlauf des Stückes arbeitet Korán mit einer Sammlung eisenbahnspezifischer Geräusche und Atmos, die ihrerseits zum Ausgangspunkt der Musikalisierung des Materials werden , oder als Hintergrund einer instrumentalen Improvisation dienen. Dennoch bleibt es bei der Reihung der akustischen Ereignisse mit Bezug auf die Eisenbahn.
Dass da irgendwas erzählt werden soll, liegt nahe. …

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